Greift an deutschen Schulen Panik um sich? Gehäuft treten jedenfalls die Symptome dafür auf – Zittern, Schweißausbrüche, Bauchschmerzen oder Ohnmachtsanfälle.
Experten schätzen, dass zwischen 600.000 und 1,2 Millionen der derzeit zwölf Millionen Schüler an einer ausgeprägten Form von Schulangst leiden. Die betroffenen werden immer jünger. Jeder siebte ist noch nicht einmal zwölf Jahre alt, vermuten die Forscher.
Die Symptome treten manchmal gleich nach der Einschulung auf, aber auch beim Übertritt in die weiterführende Schule oder im Pubertätsalter zwischen 13 und 15 Jahren. Als Ursachen für die wachsende Zahl verzweifelter Schüler werden Leistungsdruck, Mobbing durch Mitschüler, unsensible Lehrer – und ehrgeizige oder übertrieben fürsorgliche Eltern genannt.
Hilfestrategien existieren, sie wirken aber nur, wenn sie rechtzeitig eingesetzt werden. 60 Prozent aller Kinder und Jugendlichen geben ein angespanntes Verhältnis zum Pauker als Grund dafür an, warum sie sich vor der Schule drücken. Oft merken Pädagogen nicht einmal, was für eine Eindruck sie in ihrer Klasse hinterlassen. Nur ein Beispiel: zu Stundenbeginn automatisch das Notenbuch auf Pult zu legen – für Lehrer tägliche Routine. Bei vielen Jungendlichen löst es bereits Herzklopfen aus.
Der einzige Weg aus der Angst ist die Beschäftigung mit der Angst. Man muss sich der Furcht stellen. Je eher, desto besser. Wer das jetzt lernt, lernt fürs Leben. In der Kindheit entscheidet sich, wer später pfeifend die Welt erobert oder hinter jeder Ecke Böses fürchtet, weil er ihm nicht gewachsen ist.
Ansprechpartner für besorgte Eltern sind niedergelassene Kindertherapeuten, Jugendpsychiater oder schulpsychologischer Dienste vor Ort. Häufig wirkt schon ein Klassen- oder Schulwechsel Wunder. Zahlreiche Pädagogen verleugnen weiter hartnäckig die Existenz der Problematik. Dahinter verbirgt sich häufig auch Abwehr.
Denn nicht nur Kinder und Eltern leiden unter Schulangst, auch Lehrer zeigen zunehmend Symptome.
Null Bock oder echte Panik?
Kinder, die zu Schulangst neigen...
- sind fleißig, machen Hausaufgaben nach, wenn sie mal gefehlt haben.
- sind grundsätzlich offen, ehrlich, moralisch, fair anderen gegenüber.
- schwänzen nie heimlich, bitten aber oft, zu Hause bleiben zu dürfen.
- laden Freunde lieber ein, als wegzugehen; fühlen sich zu Hause sicherer.
- fühlen sich unfähig in die Schule zu gehen, leiden sichtbar.