Aktuell gibt es bundesweit 10.000 unbesetzte Lehrerstellen. Nach einer Schätzung des Lehrerverbandes beläuft sich die Zahl sogar auf 35.000 fehlende Lehrer, wenn man die Stellen berücksichtigt, die derzeit durch Seiteneinsteiger ausgeführt werden.
Welche Folgen hat der Lehrermangel und welche Gegenmaßnahmen sind möglich?
Lehrermangel im Schulalltag spürbar
Der anhaltende Lehrermangel ist für Schüler und Lehrer deutlich im Schulalltag zu spüren. Schulen reduzieren die Anzahl an Klassen, sodass es zu größeren Klassen kommt. Dies ist sowohl für die Kinder als auch für den Lehrer oftmals anstrengender und führt zu einer schlechteren Lernatmosphäre.
Lehrer fühlen sich angesichts des Lehrermangels überfordert und der Arbeitsdruck ist deutlich erhöht. Sie sind frustriert, weil sie den Schülern weniger gerecht werden können. Die höhere Belastung wiederum kann zu vermehrten Krankmeldungen führen.
Da keine Personalreserven vorhanden sind, finden teilweise keine Vertretungen statt und es kommt zu Stundenausfällen, da Krankheitsfälle nicht abgefangen werden können. Häuft sich der Unterrichtsausfall, fehlt den Schülern am Ende ihrer Schullaufbahn Lehrstoff. Das bekommen sie im späteren Berufsleben oder im Studium zu spüren. Dies ist auch bei den Schülern angekommen, sodass die Freude über ausgefallen Unterricht auch bei den Kindern und Jugendlichen ausbleibt. Wenn Ihr Kind betroffen ist, können wir gemeinsam den Lehrstoff aufarbeiten.
Als Notlösung werden seit Jahren Lehrer ohne pädagogische Ausbildung eingestellt: Studenten, Pensionäre oder Quereinsteiger. In NRW liegt die Zahl bei jedem 9. neu eingestelltem Lehrer. Die Seiteneinsteiger haben nicht die gleiche Ausbildung wie Lehrer – das wirkt sich auf die Qualität des Unterrichts aus.
Situation verschärft durch beschlossene Rückkehr zu G9
Weiter zuspitzen könnte sich die Situation in Nordrhein-Westfalen. Denn der Landtag hat beschlossen, zur 9-jährigen Schulzeit auf dem Gymnasium (G9) zurück zu kehren.
Seit 2005 gab es die verkürzte Schulzeit von acht Jahren bis zum Abitur (G8). Sie war seit jeher umstritten – vor allem, weil es mehr Stress für die Schüler bedeutete. Nun wurde die Rückkehr zu G9 beschlossen. Los geht es ab Herbst 2019 für das fünfte und sechste Schuljahr, sodass es den ersten Abiturjahrgang 2027 betrifft.
Eine längere Schulzeit bedeutet aber auch, dass es pro Schule wieder mehr Klassen gibt und damit einen erhöhten Bedarf an Lehrern.
Neben der Umstellung zur längeren Schulzeit sind in den kommenden Jahren steigende Schülerzahlen zu erwarten. Sowohl durch höhere Geburtenraten als auch durch zugewanderte Familien steigt die Zahl der schulpflichtigen Kindern.
Maßnahmen gegen den Lehrermangel
Verbände und Politiker haben einige Ideen, dem Lehrermangel entgegen zu wirken. Dies ist bei steigenden Schülerzahlen auch dringend notwendig, um die Situation in Zukunft nicht weiter zu verschlimmern.
Bisher sind die Studiengänge für Lehrer nach Schulformen aufgeteilt. Sinnvoller wäre eine Unterteilung nach Altersgruppen der Schüler. Dies gibt Lehrern der weiterführenden Schulen die Möglichkeit, die Schulform zu wechseln. Somit wird ein flexiblerer Einsatz möglich.
Neben der Änderung der Studiengänge wird bereits die Zahl der Studienplätze erhöht.
Um dem Lehrermangel auf dem Land entgegen zu wirken, gibt es die Idee in Sachsen, eine Prämie einzuführen: Bis zu 1.000 Euro Zulange sind im Gespräch für einen Einsatz im ländlichen Raum. Weitere Anreize für den Lehrerberuf sollten durch mehr Wertschätzung – die sich unter anderem in der Bezahlung widerspiegelt – geboten werden. Grundschullehrer verdienen zum Beispiel deutlich weniger als Gymnasiallehrer. Angestellte verdienen weniger als verbeamtete Lehrer. Das Besoldungssystem müsste begutachtet und überarbeitet werden.
Inwieweit die bereits eingeleiteten Maßnahmen zum Erfolg führen, bleibt abzuwarten. Fest steht: Es muss dringend gehandelt werden, um den Lehrermangel entgegen zu wirken.