Die klassische, duale Ausbildung bestehend aus Berufsschule und Praxisbetrieb wird in Zukunft noch schwieriger zu bekommen sein. Denn nach einer aktuellen Studie des Berliner Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) wird es in zehn Jahren 100.000 Ausbildungsplätze weniger geben als heute.
Nach Einschätzung von Dr. Dieter Dohmen, dem Direktor des Forschungsinstituts, liegt dies vor allem an der mangelnden Bereitschaft der Betriebe, in Ausbildung zu investieren. Vor allem, weil es an zwei Stellen zu aufwändig wird: Das Gewinnen und das Betreuen der Auszubildenden. Auch heute schon bieten nur 21 Prozent der Betriebe in Deutschland Ausbildungsplätze an.
Ideen und Lösungen sind gefragt, um die Betriebe beim Ausbilden des Nachwuchses zu unterstützen, denn auch in diesem Jahr gibt es eine große Zahl an Schulabsolventen, die noch nicht mit einem Ausbildungplatz versorgt sind. Der WDR veröffentlichte im Rahmen seiner Lehrstellen-Aktion eine Statistik, nach der 200.000 Jugendliche im September noch keine Ausbildung hatten. Stellt man dies dem Angebot an offenen Stellen gegenüber, werden zwei von fünf Jugendlichen keinen Ausbildungsplatz bekommen - wobei bei diesem Zahlenspiel Eignungen, Qualifikationen und Lebensumstände noch nicht berücksichtigt sind.
Umso wichtiger wird es für Schüler, die Qualifikationen zu erhöhen und gute Noten - vor allem in den Hauptfächern Mathematik, Deutsch und Englisch - auf dem Zeugnis zu haben. Gibt es hier Schwierigkeiten, kann ein gezielter Förderuntericht die Chancen erhöhen, mit einer guten Bewerbung zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.
Auszubildende gewinnen und betreuen
Aus Sicht der Unternehmen ist es allerdings auch aufwändig, geeignete Kandidaten zu finden und zu betreuen.
Ein Ausbildungsbetrieb muss sich attraktiv präsentieren, damit Bewerber bei ihnen arbeiten möchten. Immer mehr Realschüler gehen den Weg einer schulischen Ausbildung - Abiturienten beginnen ein Studium. Will ein Unternehmen also für eigenen Nachwuchs sorgen, gilt es, aktiv für Azubis zu werben und das Marketingbudget entsprechend um einen Anteil für Ausbildungmarketing zu erweitern. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen können diesen Mehraufwand allerdings nicht unbedingt leisten. Ist der Aufwand zu hoch, ziehen viele Firmen den Schluss, ihr Ausbildungsangebot zu streichen. Dieser Trend zeichnet sich derzeit besonders in Ostdeutschland ab.
Hat man Auszubildende gewonnen, beginnt die fortlaufende Betreuung. Dies kostet Zeit, die im Tagesgeschäft berücksichtigt werden muss. Wenn der Azubi zusätzlich eine intensive Betreuung benötigt, sind Betriebe überfordert: "Sie können sich nicht permanent darum kümmern, grundlegende Schwächen in Lesen, Schreiben oder Rechnen oder im sozialen Verhalten zu beheben. Hier muss eine leistungsstarke und flexible Unterstützungsinfrastruktur geschaffen werden, die den Unternehmen vor und während der Ausbildung bedarfsgerecht hilft", so Dohmen.
Dennoch sind Auszubildende eine Investition in die Zukunft des Unternehmens, für die es sich lohnt, einen anfänglichen Aufwand in Kauf zu nehmen. IHK, Arbeitsagentur und andere Anlaufstellen bieten dabei ihre Unterstützung an.