Schultüte zur Einschulung

Ist es sinnvoll, Kinder, die den geistigen Ansprüchen einer Einschulung noch nicht entsprechen, erst später in die Schule gehen zu lassen?
Das fragte sich eine Forschergruppe der Ruhr-Universität Bochum und der University of Warwick aus Groß Britannien. Lesen Sie hier die Auswertung der Studie.

Das Ergebnis ihrer Studie, die im "Journal of Developmental Medicine and Child Neurology" veröffentlicht wurde sagt: Nein. Die Forscher um Entwicklungspsychologin Julia Jäkel verglichen die schulischen Leistungen von rund 1.000 altersgemäß und verspätet eingeschulten Kindern aus Bayern, indem sie sie von Lehrkräften bewerten ließen. Während am Ende des ersten Schuljahres keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden konnten, schnitten die verspätet eingeschulten Kinder im Alter von acht Jahren durchschnittlich schlechter ab. Getestet wurden die Fähigkeiten in den Bereichen Lesen, Schreiben, Rechnen und Aufmerksamkeit. Wie sich die Leistung im weiteren Verlauf der schulischen Ausbildung bei den altersgemäß und verspätet eingeschulten Kindern entwickelt, will Julia Jäkel und ihr Team in einer weiteren Studie untersuchen.

Spätere Einschulung überdenken

Doch schon jetzt rät die Wissenschaftlerin Lehrern und Eltern, die Entscheidung zur späteren Einschulung zu überdenken. Bisher ist es üblich, dass Kinder wenige Monate vor der geplanten Einschulung die verpflichtende Einschulungsuntersuchung absolvieren. Schneidet ein Kind bei diesem Test, der vom Kinderarzt durchgeführt wird, schlecht ab, wird es in der Regel ein Jahr zurückgestellt und erst im Alter von sieben Jahren eingeschult. Eltern denken dann, dass sie ihr Kind individuell fördern und es im weiteren Verlauf der Schule bessere Noten schreibt. Die Studie des deutsch-britischen Forscherteams widerlegt diese Annahme jetzt.

Emotionale und soziale Faktoren berücksichtigen

Doch nicht jeder nimmt das Ergebnis der Untersuchung einfach so hin: Kritik erhielt die Studie unter anderem vom Düsseldorfer Bildungsforscher Prof. Heiner Barz. Dieser findet, dass die Datenerhebung zu eng gefasst ist und man auch nach emotionalen Komponenten wie dem Wohlbefinden in der Schule und dem Ausüben von Druck durch die Eltern hätte fragen sollen. Denn auch das kann Auswirkungen auf die schulischen Leistungen der Kinder haben.