Roboter für den Sprachunterricht Die Universität Bielefeld arbeitet seit 2016 an einem Forschungsprojekt, bei dem ein Roboter Sprachunterricht durchführen soll. Das von der Europäischen Union geförderte Projekt soll vor allem herausfinden, ob der Einsatz des Sprachroboters den Deutschunterricht für Kinder aus eingewanderten Familien unterstützen kann.

 

Unter dem Projektnamen L2TOR (Second Language Tutoring using Social Robots – ausgesprochen "el tutor") arbeiten Wissenschaftler aus den Bereichen Informatik, Pädagogik und Sprachwissenschaft. In der Zusammenarbeit mehrerer Universitäten und Unternehmen soll erforscht werden, wie Kinder Sprachen lernen und ob eine Lernhilfe mittels Roboter eine praktische Lösung für Kindertagesstätten und Schulen sein könnte. Dabei steht im Gegensatz zu bisheriger Lernsoftware auch die nonverbale Kommunikation im Fokus.

Lernroboter bereits im Einsatz

Bereits heute wird der Roboter "Nao" des französischen Herstellers SoftBank Robotics (ehemals Aldebaren Robotics) in 70 Ländern eingesetzt – vor allem im Bereich Fremdsprachenunterricht. Bei Kindern bringt der Einsatz Abwechslung und Spaß in den Unterricht. Aber gerade auch die fehlende Emotionalität ist hilfreich: Denn ein Roboter wird nicht ungeduldig oder genervt bei mehrmaligen Wiederholungen. Ergänzt wird der Einsatz durch Lernsoftware auf einem Tablet.

Neu im Rahmen des Forschungsprojektes soll eine individuelle Reaktion auf den Schüler sein, um auch Gestik und Mimik sowie die individuellen Sprachfähigkeiten der Kinder berücksichtigen zu können. Das Lernen einzelner Vokabeln könnte damit durch Gesten unterstützt werden, zum Beispiel durch das Werfen eines Balls. Zudem fördert die Interaktion alleine durch Nicken oder Wackeln mit dem Kopf die Motivation mehr als eine reine Lernsoftware auf einem Tablet.

Vermittelt werden Vokabeln, Grammatik und Satzbau. Spielerisch können die Kinder zum Beispiel eine Bildergeschichte erzählen.

Einsatz in Kitas

In einem ersten Schritt gibt es bestimmte Sprachpaare, die unterstützt werden. Bei guten Ergebnissen werden zu einem späteren Zeitpunkt die Sprachpaare ausgeweitet. Für die Zweitsprache Deutsch wird als Muttersprache in der Entwicklungs- und Testphase Türkisch gewählt, Kinder mit der Muttersprache Deutsch trainieren den Erwerb des Englischen.

Die Roboter sollen vor allem in Kindertagesstätten eingesetzt werden. Rund ein Drittel aller Kinder kommen aus Einwandererfamilien. Diese könnten auf die Schule vorbereitet werden - mithilfe des Roboters im Einzelunterricht als Ergänzung zu den bereits angebotenen Förderprogrammen.

Einschränkungen

Ein Roboter ist programmiert und folgt damit Anweisungen. Ein didaktisches Konzept kann er nicht ersetzen. Dieses muss an die jeweiligen Situationen und Teilnehmer angepasst werden. Somit ist es zunächst einmal ein technischen Hilfsmittel, das den Unterricht erweitern kann - aber kein Lehrpersonal ersetzt.

Benachteiligte Kinder und traumatisierte Kinder benötigen sozialen Kontakt und Zuwendung. Daher ist auch für diesen Bereich der Flüchtlinge der Einsatz eines Roboters nicht uneingeschränkt geeignet.

Stand

Das Projekt läuft noch bis Ende 2018. Nach der Halbzeit in 2017 war das Fazit der teilnehmenden Wissenschaftler positiv: Das Lernen mit dem Roboter motiviert die Kinder und führt dazu, dass sie sich mehr Vokabeln einprägen können.

Unterstützende Gesten des Roboters erhöhen den Lernerfolg, sodass der Schwerpunkt der Forschung bestätigt wird. Die Stimmlage des Roboters dagegen scheint keinen Einfluss zu nehmen.

Nach Beobachtungen, kleinen Tests sowie der Programmierung der Roboter stehen im letzten Jahr des Forschungsprojektes nun die Tests für den praktischen Einsatz des Gesamtsystems im Vordergrund.

Hier geht es zur Projektwebsite (auf Englisch).

 

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